Gestern hob i Boimkatz’l g’fundn
Gestern, als ich spazieren war, hab ich „Boimkatz’l“ gefunden. Falls Sie sich jetzt fragen, was „Boimkatz’l“ sind, kommt hier eine kleine Erklärung. Eigentlich dachte ich als Kind immer es würde „Baamkatz’l“ heißen. „Baam“, das bayerische Wort für Baum und ein „Katz’l“, das ist eine kleines Kätzchen. „Baamkatz’l“ wären also Baumkätzchen. Für mich war das ganz logisch. Schließlich handelt es sich bei den „Baamkatz’l“ um kleine und, ja ich würde sagen „fellige“ Gesellen. Wir hatten damals einen Kartäuserkater und dessen Fell war ebenso grau, weich und glänzend wie das der „Baamkatz’l“. Jetzt, nach vielen Jahrzehnten sind es plötzlich „Boimkatz’l“. Wenigstens sind die kleinen Kätzchen geblieben. Nur die Art dieser hat sich geändert. Mit „Boim“ meint der Bayer Palm von Palmen. Nun können Sie sich vielleicht auch schon vorstellen, was ich denn heute auf meinem Spaziergang gefunden habe. Palmkätzchen! Die Palmkätzchen sind die Blüte der Sal-Weide, oder, wie man früher schrieb Saalweide, lateinisch Salix caprea. Die Sal-Weidenblüten fangen sehr früh im Jahr das Blühen an und sind darum eine wichtige Nahrungsquelle für zum Beispiel Honigbienen. Außerdem sind sie ein beliebter Frühlingsschmuck im Haus. Das diese kleinen Weidenkätzchen als Palmkätzchen bezeichnet werden hat mit dem Brauchtum zu tun. Am Gründonnerstag oder am Palmsonntag schneidet man in vielen Gegenden Weidenzweige und stellt sie in eine Vase. Diesen Strauss stellt man dann bevorzugt in den Herrgottswinkel (das ist in bayerischen Häusern die Ecke, in der das Kreuz mit dem Christus hängt). Daran werden dann am Karfreitag ausgeblasene und bemalte Eier aufgehängt. Die Bauern steckten in früheren Zeiten oft Palmzweige, also Weidenzweige, an die Ecken ihres Ackers. Dies sollte den Korngeist gnädig stimmen und den Acker vor Verwüstung bewahren. Blühende Palmkätzchen sind auch heute noch ein fester Bestandteil von Palmbuschen. Die Weidenzweige werden hierzu noch mit Wacholderzeigen, blühenden Haselruten, Immergrün, Buchszweigen oder Eichenzweigen ergänzt. Ein sehr schöner Brauch! Da die Weidenzweige heute schon abgeschnitten gewesen sind, weil leider diese Weide gefällt werden musste, habe ich mir einige Zweige mitgenommen und einen schönen Strauss daraus gemacht. Dieser darf nun bis Ostern bei uns stehen. Und wenigstens weiß ich seit heute auch, dass sie nicht „Baamkatz’l“ sondern „Boimkatz’l“ heißen. So ist das manchmal, einen Spaziergang gemacht und schon wieder etwas dazugelernt.