Die Waldkapelle
Nach einer mündlichen Überlieferung soll die Waldkapelle (auch Pestkapelle) zwischen Zell und Neufahrn, südlich von München, von einem Bauern im Jahr 1634 an der Ortsgrenze von Zell erbaut worden sein. Zu dieser Zeit wurde das Land von zwei Plagen heimgesucht, bei denen man sich nicht sicher sein kann, welche die schlimmere war: die Schweden oder die Pest. Mit dem Einfall der Schweden im Jahr 1634 kehrte auch die Pest nach Bayern zurück und es sollte die schwerste Pestwelle werden, die das Land bis dahin heimgesucht hatte. Zwischen den Jahren 1630 und 1635 raffte der schwarze Tod mehr als die Hälfte der Bevölkerung dahin. Es müssen apokalyptische Jahre gewesen sein, in denen der Tod an jeder Ecke lauerte: entweder in Form eines schwedischen Soldaten oder eines unsichtbaren Erregers der häufig durch Flöhe übertragen wurde. Egal auf wen man traf, er brachte den sicheren Tod der sich nur durch die Dauer des Sterbens unterschied. In dieser dunklen Zeit fasste sich unser Bauer ein Herz und errichtete das Heiligenhäuschen, wie kleine Wegkapellen auch oft genannt werden. Neben der Kapelle steht eine mächtige Buche, die mit ihren gut sechs Metern Umfang schon zur Bauzeit der Kapelle gepflanzt worden sein könnte oder möglicherweise schon älter als diese ist. Denn der Ort an dem die Kapelle errichtet wurde ist kein zufälliger. Er soll schon den Kelten als Kultplatz gedient haben und wer sich mit Erdstrahlen oder Erdenergien beschäftigt, den wird dieser Platz faszinieren. Soll es sich hier doch um einen Kraftplatz von reinster und höchster Energie handeln. Man erzählt, dass früher zwischen der mächtigen Buche und der kleinen Kapelle, die im Schutz dieses riesigen Baumes steht, ein mittlerweile verschwundener Knopf aus Metall in den Boden eingelassen war, der den exakten Punkt der Erdenergie symbolisierte. Man sagt auch, dass wenn man seinen nackten Fuß auf diesen Knopf stellt, man die Energie als Kribbeln an der Fußsohle spühren konnte beziehungsweise immer noch spüren kann (nur heute eben ohne den Knopf). Man erzählt sich auch, dass es einen, sofern man sich körperlich in keiner guten energetischen Balance befindet, beim Berühren des Energiepunktes schier aus den Schuhen wirft.
Ich konnte dies leider nicht ausprobieren, da dieser Knopf ja nicht mehr existiert und ich auch nicht sehr feinfühlig bin wenn es um Erdstrahlen oder Erdenergien geht. Nichtsdestotrotz ist der Ort an dem die Waldkapelle steht ein ganz besonderer auch wenn dieser nur etwa 50 Meter neben der Autobahn München-Garmisch liegt und man bei einem Besuch tagsüber durch den Lärm der vorbeirasenden Autos kaum sein eigenes Wort versteht. Befindet man sich im Inneren der Kapelle bei geschlossener Türe, so ist von dem Lärm draussen kaum mehr etwas wahrzunehmen. Täglich kommen viele Menschen vorbei und halten eine kurze Andacht oder sprechen ein Gebet. Die Kapelle, die einst zu Ehren der schmerzhaften Mutter Gottes geweiht wurde ist wohl für viele Menschen ein beliebter Ort der inneren Einkehr und der Andacht. An der Kapelle vorbei führt übrigens auch der bayerischen Jakobsweg von Schäftlarn kommend, was das kleine Schild mit der Jakobsmuschel über dem Eingang der Kapelle zweifelsfrei vermittelt.
Die Mariendarstellung von Ignaz Günther, die seltsamerweise nur elf anstatt wie sonst üblich zwölf Sterne als Kranz um ihr Haupt trägt
Am Altar befindet sich ein nicht gefasster Gipsabguß einer Madonna von Ignaz Günther, der ursprünglich die Wand eines Münchner Hauses zierte aber seit 1772 als verschollen gilt. Diese Mariendarstellung hat eine Besonderheit: Ignaz Günther war ein deutscher Bildhauer und Vertreter des bayerischen Rokoko. Er hat unzählige Kirchen und Gebäude mit seinen Werken ausgestattet.
Normalerweise haben Mariendarstellungen einen Kranz mit zwölf Sternen um das Haupt. Die Sterne representieren die zwölf Stämme des Bundesvolkes, das der Herr sich erwählte und das Jesus mit der Wahl der Zwölf im Blick hatte. In der Bildersprache der Apokalypse trägt sie eine Krone aus zwölf Sternen. Einen für jedes Volk. Zusammen bilden sie das Volk Gottes. Warum ein Bildhauer, der fast ausschliesslich für kirchliche Auftraggeber tätig war, eine Mariendarstellung mit nur 11 Sternen schuf ist unklar. Da die Waldkapelle aber schon lange vor Ignaz Günther bestand und der Abguß der Hausmaadonna erst lange nach Günther in der Kapelle installiert wurde gibt es hier wohl keinen näheren Zusammenhang. Zum Glück ist dieser Gipsabdruck noch erhalten, denn das meiste Inventar der Kapelle wurde von erfurchtslosen Dieben im Lauf der Zeit gestohlen. Im Jahr 2007 war durch fahlässige Brandstiftung fast die gesamte Innenausstattung der Kapelle zu Schaden gekommen. Ruß und Staub hatte die Wände und das Inventar geschwärzt. Im Jahr 2008 konnte die Waldkapelle nach umfangreicher Sanierung wieder Eröffnet werden. Wenn Sie einmal in der nähe von Starnberg sind, sollten Sie dieser wunderbaren kleinen Kapelle und dem Kraftort dringend einen Besuch abstatten.
Die Waldkapelle zwischen Neufarn und Zell
Weitere Informationen
GPS-Koordinaten
47°59.353 min.Nord
11°25.779 min.Ost
Anfahrt:
Autobahn A95 München-Garmisch Partenkirchen bis Ausfahrt Schäftlarn, danach Richtung Neufahrn und am Ortseingang links abbiegen in Richtung Zell. Nachdem Sie wieder unter der Autobahn durchfahren, liegt die Waldkapelle gleich rechts neben der Straße
Bemerkung:
Versuchen Sie die Energie dieses Ortes auf sich wirken zu lassen und zu spüren. Schon nach kurzer Zeit werden Sie nicht einmal mehr den Lärm der nahen Autobahn warnehmen. Angeblich war dieser Ort schon bei den Kelten bekannt und wurde als Kultplatz genutzt.
Öffnungszeiten:
Die Waldkapelle kann das ganz Jahr über von aussen besichtigt werden. Meist ist die Kapelle unverschlossen und man kann auch den Innenraum betreten
Links zur Votivkapelle
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