Many shades of grey oder Dominanz des Grauen
Ich öffne die Augen, es ist der dritte September. Ein erster Blick aus dem Fenster, grau. Alles grau in grau. Dominanz des Grauen. Kühl, ungemütlich, wabernde Nebel. Kein Blau am Himmel, nur grau. Der See, auch er spiegelt das grau, wird selbst ein Teil davon. Im See wechselt helles und dunkleres Grau sich ab, am Himmel nicht. Einheitsgrau. Wo sind all die Farben hin? Noch vor kurzem war überall Farbe, nun beherrscht grau die Szenerie. Der Blick in die Weite kommt nicht mehr wie sonst bis zu den Bergen, er verliert sich im Grau. Die Augen sehen immer noch gleich weit, nur das Licht der Farben kommt nicht zurück. Nur Grau kommt zurück. Verschiedene Grautöne. Helles Grau, mittleres Grau, dunkles Grau und viele, viele weiter Abstufungen dazwischen. Grau hat die Führung übernommen, ist die alles beherrschende Farbe geworden. Weite versinkt im Grau. Keine Wolken, keine Kontraste, überall nur grau. Grau in Variationen. Grau verdeckt die Weite, verdeckt die Sonne, verschluckt das Licht. Die Sonne ist da, gewiss, hinter dem grauen Mantel scheint sie, kommt nicht hindurch. Gebrochenes Licht, graues Licht, graue Welt. Die Farben des Sommers erloschen, die Brauntöne des beginnenden Herbst lösen sich auf im Grau. Auch der Regen der vergangenen Tage konnte das Grau nicht wegwaschen. Tropfen fallen durch die graue Atmosphäre Richtung Erde ohne die Luft vom Grau reinzuwaschen. Grau dominiert. Die Welt besteht aus Grautönen vieler Nuancen. Immer wieder versuchen die Regentropfen die graue Soße abzuwaschen, wegzuspülen, den Himmel freizumachen. Leider nur, es gelingt nicht. Das Grau haftet fest, krallt sich am Himmel ein, ist beständig. Dahinter ist Licht, Licht das Farbe bringen würde aber die graue Grenze ist undurchlässig, permanent, massiv, erbarmungslos, wie in den Himmel betoniert. Beton ist ebenfalls grau. Betonierter Himmel? Lasst uns das Grau mit bunter Farbe anstreichen, den Himmel in bunten Farben pinseln. Ich wünsche mir die Farben zurück, will Farbtöne statt Grautöne. Will Licht und Sonne statt vieler Stufen zwischen Schwarz und Weiss. Grau kann sich nicht entscheiden, ist weder Schwarz noch Weiss, ist irgendwie nur dazwischen. Es gibt viele Grautöne, zu viele um gezählt zu werden. Sie alle umgeben mich, schauen mich vom Himmel herunter an und wollen nicht verschwinden. Wollen der Farbe keinen Platz einräumen. In diesem Sinn, einen grauen Donnerstag, einen grauen 3. September. Ziehen Sie sich wenigstens farbig an, das hilft!
Autor: cam für fuenfseenland.de