Sonntag, 13. September 2015 Stammtischgeplauder

Stammtischgeplauder oder besser Sonntagspredigt. Von Herzenswärme und herbstlicher Kälte …Sonntag, schon wieder, Sakrament, wie schnell so eine Woche immer vergeht. Unglaublich! Sonnenschein hat mich geweckt. Nach einer kalten Woche, die uns einen Vorgeschmack auf die kommende, herbstliche Zeit gab, ist nun noch einmal die Sonne dran. Sehr schön! Könnte so weitergehen … Von mir aus gerne bis Weihnachten oder zumindest Nikolaus. Ich hätte nichts dagegen. Ich kann mich noch nicht mit dem Gedanken abfinden, dass es jetzt bald kalt, neblig und greislig werden wird. Ich wehre mich noch gegen dicke Schuhe, obwohl es in dünnen Turnschuhen bei der morgendlichen Hunderunde schon ganz schön kalt an den Füßen war. Kalt könnte es auch bald für die Asylbewerber in München werden. 12000 kamen alleine am gestrigen Samstag in der bayerischen Landeshauptstadt am Bahnhof an. Die BILD-Zeitung titelt „München ist voll“. Die Unterkünfte gehen aus. Auch wenn die Flüchtlinge in München mit warmem Herzen begrüßt werden, die Stadt weiss nicht mehr, woher sie die vielen Notunterkünfte nehmen soll. Viele der hilfesuchenden Menschen haben noch kein Dach über dem Kopf und die Nächte werden deutlich kälter. Eile ist geboten, auch die anderen Bundesländer sind gefragt. Auch sie müssen ihren solidarischen Beitrag leisten. Jedoch läuft die Verteilung der vielen Menschen nur schleppend. Seit gestern wird darüber diskutiert, ob die Olympiahalle vorübergehend als Notunterkunft genutzt werden kann. Sollte sie, denke ich! München und vor allem die Münchner Bürgerinnen und Bürger verhalten sich unglaublich solidarisch. Immer wieder lese ich bei Facebook von Freunden, die sich ganz tolle Hilfen einfallen lassen. Ein Rucksack zum Beispiel, mit Wasser, einigen paar Socken und weiteren Dingen, die zwar alltäglich aber notwendig sind. Viele der Flüchtlinge kommen in T-Shirt, kurzen Hosen und Flip Flop hier an. Allerdings waren wir in der vergangenen Woche nicht mehr weit vom ersten Frost entfernt und dann wird es draußen ungemütlich. Viele andere Europäische Länder glänzen derzeit nicht mit Solidarität. Das ist schade, aber es zeigt auch, dass Europa noch kein Europa der Menschen sondern bislang nur ein Europa der Finanzen und der Bürokratie ist. Das wird nun schmerzlich erkennbar. Man kann sich die Hilfesuchenden nicht nach ihrer Religion aussuchen oder danach, wer wirtschaftlich den meisten Nutzen bringt. Hallo!? Es geht hier um Menschen, die vor die Entscheidung Flucht oder Tod gestellt waren. Viele vermissen ihre Heimat, wollten nicht weg von dort und mussten doch. Sicher mag auch das eine oder andere schwarze Schaf darunter sein, aber ist dieses nicht immer mit von der Partie? Auch wenn es sie gibt, die schwarzen Schafe, so ist das noch lange kein Grund die vielen anderen mit ihm über einen Kamm zu scheren. Liebe Politik, tut alles, was in eurer macht steht, denn eine große Befürchtung ist die, dass die gute Stimmung kippen könnte und das wäre fatal. Helfen wir zusammen, packen wir es an und mit Angela Merkels motivierenden Worten „wir schaffen das“ wird es auch gelingen. Aber vergessen wir nicht auch darüber nachzudenken, dass wir zum Teil auch nicht unschuldig an der Misere in den Ländern, aus denen die Flüchtlinge zu uns kommen sind. Wir müssen weg von dem irrsinnigen Gedanken, dass für wirtschaftlichen Erfolg alles recht ist. Auch wir sollten uns darauf einstellen, dass wir vielleicht auf gewisse Dinge verzichten müssen um diese Länder nicht weiterhin auszubeuten und den Menschen ihre Lebensgrundlagen zu entziehen. Denken wir darüber doch auch mal nach. In diesem Sinn, einen nachdenklichen Sonntag und ein schönes Wochenende …

  Autor: cam für fuenfseenland.de

Über den Autor: christian andreas mueller

Heimatforscher, Naturschützer, Energieeinsparer, Apple-Fan, Ex-Verlagsbetreuer, Hobbygärtner und gebürtiger Fünfseenland'ler. Geboren in Starnberg und aufgewachsen in Seeshaupt, kennt er die Gegend wie seine Westentasche.