Langsam färbt sich alles herbstlich
Heute Morgen lagen wunderbare Nebel über den Osterseen im Süden des Starnberger See. Wie ein Schleier aus weicher Watte zogen sie über die dampfenden Seen hinweg, ließen nur die Baumwipfel herausragen. Die Nächte sind schon deutlich kühler geworden und die Gewässer haben noch die Wärme des vergangenen Sommers in sich gespeichert. Wie Geister schweben sie über das Land, hüllen ein und geben wieder frei. Die sich über den Horizont hebende Sonne verscheucht die herbstlichen Nebelschwaden, löst sie mit ihrer Wärme auf. Gibt den Blick auf die langsam brauner werdende Landschaft frei. Hier ist schon der Malermeister Herbst am Werk. Mit geschickten Pinselklecksen tupft er gelbe, rote und braune Kleckse in die Welt, hebt einzelne Blätter der Bäume in seinen herbstlich melancholischen Farben aus dem Grün hervor. Zuerst gelb, besonders am Ahorn mit seinen großen Blättern ist es deutlich zu sehen. Dann übermalt er mit braun. Langsam vollzieht der Herbst seine farbliche Gestaltung an der Natur. Wer sie erkennen will, muss genau hinsehen. Nur über mehrere Tage hinweg wird das Bild deutlich, das der Herbst zu malen begonnen hat. Unaufhörlich steht er mit seiner Farbpalette vor der Natur. Ein wenig hier, ein bisschen da. Der Herbst ist kein eiliger Maler, er übergießt die Natur nicht mit einem Eimer Farbe. Dafür ist er umso geduldiger und zielstrebiger. Bedacht nimmt er sich immer nur einzelne Blätter vor und überstreicht ihr sommerliches Grün mit seinen wunderbaren Herbsttönen. Dazwischen blitzen rot Beeren wie rote Spots aus den Gebüschen. Sie sagen den Tiere „iss mich, solange es mich noch gibt“. Auch ihre Zeit ist gezählt. Ebenso wie das Grün der Bäume. Nur die Nadelbäume lässt der Herbst in seinem Maleifer außen vor. Ihre feinen Nadeln sind ihm wohl zu schwer zu bemalen. Er hält sich lieber an die Blätter. Sie sind die Leinwand des Herbstes, ihre grüne Firnis lädt seinen Pinsel dazu ein, sein Bild auf ihnen zu malen. Nur dem wachen Auge entgeht diese Malkunst nicht. Dem schnellen Blick bleibt sie verborgen. Noch! Aber nicht mehr lange, denn bald wird das Bild des Herbstes seiner Vollendung entgegengehen. Bald ist es für jedermann sichtbar. Denn bald schon wird der Herbst sein alljährliches Kunstwerk vollendet haben. Dann strahlt die Welt für kurze Zeit in seinen Farben rot. braun und gelb. Wenn ihm die Sonne hilft sein Farbenspiel in das richtige Licht zu setzen, dann werden wir für eine kurze Zeit dieses wunderbare Bild genießen können …
Autor: cam für fuenfseenland.de