Der Landesvater in Seeshaupt
Als ich heute morgen zum Einkaufen im Seeshaupter Hofladen war, begegnete mir dort eine große Limousine bayerischer Bauart deren Insaßen irgendwie suchend wirkten. Als ich kurze Zeit später wieder Zuhause angekommen war, verirrte sich ebendiese Limousine auch noch in unsere kleine Sackgasse, wendete und brauste wieder davon. Zur Oma hab ich noch gesagt, sie solle Türen und Fenster absperren, vielleicht seien ja wieder Teppichverkäufer unterwegs. Als ich dann zu meinem morgendlichen Spaziergang aufbrach, stellte sich mir auf dem kleinen Höhenweg jede Menge Foto- und Beleuchtungsequipment in den Weg. Ein Fotograf telefonierte hektisch. „Was da?“ – „nein, andere Straße!“ – „Wo sind sie denn jetzt?“ Messerscharf kombiniert konnte man nun annehmen, dass die Herren in der großen Limousine den Fotografen und dieser wiederrum die Herren in der großen Limousine suchte. Ich setzte mich auf eine Bank und dachte mir: „Schaun ma a moi“. Wie fast schon erwartet traf kurz später auch die große Limousine ein. Nicht erwartet hatte ich den noch Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, der sich sogleich mit seiner gesamten Gefolgschaft zum Fotoshooting auf dem Höhenweg machte. Der Landesvater im grünen Trachtenjacket – die Osterseen und das Alpenpanorama mit Benediktenwand im Hintergrund. Braucht der Herr Stoiber neue Passfotos? Aber die sind doch jetzt genormt. Auch wenn die Osterseen noch so schön sind, auf Passbilder dürfen sie nicht mit drauf – wahrscheinlich nicht einmal beim bayerischen Ministerpräsidenten. Schreibt er vielleicht seine Memoiren? Auf dem Cover der Edmund und im Hintergrund die Osterseen – wäre möglich! Oder wird es gar ein neuer Wahlkampfprospekt? Herr Stoiber im schicken Trachtenjanker vor dieser wunderschönen Fünfseenland-Kulisse. Das könnte den ein oder anderen Wähler schon überzeugen. Will er doch noch einmal antreten? Dem Huber und dem Beckstein eins auswischen? Wenige Minuten später war alles wieder vorbei. Der Landesvater Edmund Stoiber zog lachend mit seinem Sicherheitspersonal von dannen und – schwupps – waren auch die großen Limousinen wieder verschwunden.