Altweibersommer hat nichts mit älteren Damen zu tun

Im September und Oktober des Jahres 2011 erleben wir einen Altweibersommer wie er schöner nicht sein könnte. Von Ende September bis Mitte Oktober erreichen die Tagestemperaturen zwischen 20 und 25 Grad. Die Wiesnwirte jubilieren, beschert ihnen doch dieses Wetter höchste Umsätze und auch an den Seen im Fünfseenland reißt der Strom der Besucher nicht ab. Aber was hat dieses Wetter nun mit alten Damen zu tun. Warum heißt der Altweibersommer Altweibersommer? Ist es, weil einen bei diesem warmen Wetter Rheuma und Arthrose nicht so stark quälen wie bei kalter und feuchter Wetterlage? Weit gefehlt! Der Altweibersommer ist eine sogenannte meteorologische Singularität, ein Witterungsregelfall und bezeichnet einen Zeitabschnitt gleichmäßiger Witterung im Spätjahr. Auslöser ist ein Festlandhoch über Osteuropa, das für stabiles Wetter sorgt weil es trockene Luft nach Mitteleuropa bringt und so den Sommer langsam ausklingen läßt. Dieses Wetterphänomen ist nicht selten und der Grund dafür, warum das Münchner Oktoberfest von seinem ursprünglichen Termin Mitte Oktober auf Ende September verschoben wurde. Der Altweibersommer unterliegt also einer gewissen Regelmäßigkeit. Trotzdem hat auch das verschobene Oktoberfest noch nichts mit alten Frauen zu tun. Woher also kommt der Begriff Altweibersommer? Er kommt von der Baldachinspinne, die im Herbst an ihren Spinnfäden durch die Luft segelt. „Weiben“ war der althochdeutsche Begriff für das Knüpfen der Spinnweben. In dieser Zeit scheint die Sonne tagsüber recht kräftig. Nachts jedoch kühlt es stark ab, was dazu führt, dass sich am Morgen Bodennebel bildet. Die Tautröpfchen des Bodennebels setzen sich an den Spinnweben fest und lassen diese silbrig glitzern. Dies erinnert ein wenig an das silbergraue Haar älterer Damen. Jedoch schrieb man diese silbrig glitzernden Fäden nicht weißhaarigen älteren Damen zu sondern interpretierte sie als Lebensfäden, die von einer weißhaarigen Schicksalsgöttin gesponnen wurden. Mancherorts sah man auch die Jungfrau Maria als Schöpferin dieser Seidenfäden und so nannte man den Altweibersommer auch Mariensommer und die Fäden Marienhaar. Eine 1989 beim Landgericht Darmstadt eingereichte Klage, bei der eine ältere Frau versuchte die Verwendung des Begriffs „Altweibersommer“ in den Medien zu verhindern, wurde übrigens wegen mangelndem Zusammenhang der Begriffe abgelehnt. Die Verwendung des Begriffs stellt keinen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte älterer Damen dar. In diesem Sinne: einen schönen Altweibersommer 2011!  

Autor: mc für fuenfseenland.de

Über den Autor: christian andreas mueller

Heimatforscher, Naturschützer, Energieeinsparer, Apple-Fan, Ex-Verlagsbetreuer, Hobbygärtner und gebürtiger Fünfseenland'ler. Geboren in Starnberg und aufgewachsen in Seeshaupt, kennt er die Gegend wie seine Westentasche.