Zimmerei Gregor Müller GmbH Tutzing

Neue Geschäftsfelder erschließen …

Die Zimmerei hatte die Mitarbeiterzahl und das technische KnowHow um auch Aufträge von hohem Schwierigkeitsgrad auszuführen. Neuen Ideen und Aufgaben stand man stets aufgeschlossen gegenüber. So ergab sich mangels ansässiger Fachbetriebe die Möglichkeit, dass eigene Leistungsspektrum um den Bereich Dachdeckung zu erweitern. Dazu zählen die Deckung mit Ton- und Betonpfannen sowie mit Bitumen- und Holzschindeln. Im Bereich Holzschindeldeckung machte man sich unter anderem einen guten Namen als das Dach des japanischen Teehauses „KanShoAn“ im Englischen Garten in München, das 1972 zur Olympiade vom Großmeister der Urasenke Teeschule, Dr. Soshitsu Sen, aus Kyoto gestiftet wurde, nach Vorgaben der japanischen Fachleute saniert werden musste. Dies war eine große Herausforderung und es mussten extra Holzschindeln nach den japanischen Originalen dafür angefertigt werden. Wilhelm Müller war zu dieser Zeit auch als Lehrer der Berufsschule für Zimmerer tätig und wurde zum Obermeister der Zimmerinnung und in den Meisterprüfungsausschuß gewählt – eine der größten Anerkennungen, die einem als Zimmerer zuteil werden kann.

Neuer Standort, neues Gerät, altes Team

Die Betriebsstätte war inzwischen von Tutzing, nach Kampberg umgezogen, weil der Platz für die Mitarbeiter zu eng geworden war. Man hatte sich dort eine Halle mit Grund gekauft, in der Arbeiten, die früher draußen durchgeführt wurden, nun unter Dach und im Trockenen erledigt werden konnten. Um auch große Dachstühle fertigen zu können, wurde sie noch um einen Querbau ergänzt. Nun konnte man bei jedem Wetter innen arbeiten und musste auch im Winter den Betrieb nicht so lange ruhen lassen. Ein Vorteil der sich auszahlte. Viele Investitionen wurden in diesen Jahren getätigt: eine Absauganlage installiert, ein Gabelstapler gekauft um Bauholz schneller laden zu können und so weiter. An ruhigere Zeiten dachte man nicht.

Der See und seine Eigenheiten …

Die Gegend um den Starnberger See hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Die stetig steigenden Immobilenpreise (vor allem für Objekte mit Seezugang) sind mittlerweile für „normale“ Menschen unbezahlbar. „Für uns ist das gut“ sagt Willi Müller, „früher haben wir am See viele Bootshäuser repariert, heute wollen die Menschen etwas besonderes haben und wir erfüllen diese Wünsche solange sie von der Schlösser- und Seenverwaltung genehmigt sind.“ Auch daraus ist ein Geschäftsbereich entstanden: Stehbau und Seeeinbauten. Die Verfahren zur Genehmigung sind oft schwierig und für den Laien unverständlich. „Wir begleiten unsere Kunden auch bei Behördengängen und übersetzen die Vorgaben so, dass man sie versteht“ kommentiert Müller seine Tätigkeit. „Dafür bleiben diese Kunden gerne ein Leben lang treu, weil sie sich in guten Händen wissen und weil man sich Zeit für sie nimmt.“ Baustellen direkt am oder gar im See haben ihre ganz eigenen Gesetze und oft müssen Altbestände erhalten werden, weil man ansonsten das Anrecht auf einen Steg oder ein Bootshaus verliert. Solche Arbeiten können sich dann schnell kompliziert gestalten. „Vor einiger Zeit mussten wir eine Seite eines großen Bootshauses um über einen Meter anheben, damit das Haus wieder gerade stand. Erst danach konnten Stück für Stück die morschen Hölzer erneuert werden. Einfach alles abreißen und neubauen ging in diesem Fall nicht“ sagt Willi Müller. „Unser Glück ist es, dass sich diese Kunden etwas Schönes und Solides wünschen und bereit sind für die Erfüllung dieser Wünsche etwas mehr Geld auszugeben“ sagt der Zimmerermeister, der seinen Geschäftsbereich etwas weg vom Dach und hin zu spezialisierteren Arbeiten verlegt hat. Dazu gehört auch das Bereitstellen des Arbeitsfloßes für (natürlich genehmigte) Feuerwerke rund um den Starnberger See. Die Pyrotechniker sind froh, wenn ihnen an Land eine Plattform gestellt wird, um das Feuerwerk darauf zu platzieren und dieses dann fertig an die „Abschußstelle“ zu fahren. Für diese Zwecke kann man das Pontonfloß als Plattform mieten, vorausgesetzt es liegt eine Genehmigung der genehmigenden Behörde vor.

Die Sache mit den Brunnen …

Ein weiterer Geschäftsbereich ergab sich durch eine Anfrage der Bay. Schösser- und Seenverwaltung zur Ausführung der Ein- und Aushausung der Figuren- und Brunnenanlagen in den Schlössern Nymphenburg, Schleissheim, Fürstenried, Hohenschwangau und einigen mehr. Die schönen Figuren und Brunnen müssen im Herbst sicher eingepackt bzw. eingehaust werden, damit ihnen Eis, Frost und Kälte nichts anhaben können. Dabei sind die Einhausungen so konstruiert, dass sie im zerlegten Zustand möglichst wenig Platz brauchen, wenn sie über den Sommer eingelagert werden müssen. Neben den bereits bestehenden Einhausungen werden im Betrieb auch immer mehr Neuerstellungen geplant und umgesetzt. Auch wenn man heutzutage nicht mehr pauschal sagen kann, dass Handwerk goldenen Boden hat, so zeigt sich doch, dass ein gut geführter Handwerksbetrieb, der bereit ist sich und seine Tätigkeiten zu verändern und anzupassen, immer noch ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft ist. Denn: einen Handwerker braucht jeder früher oder später einmal.