Die Brennnessel
Über Jahrzehnte hatte man versucht die Brennnessel auszurotten. Heute entdeckt man ihre Qualitäten wieder. Zum Beispiel als Dünger oder zum Pflanzenschutz …
Früher einmal fand man sie fast überall in großer Menge. Rund um die Bauernhöfe, neben jedem Heustadel und in jeder abgelegenen Ecke im Garten wucherte sie in großer Menge. Als Kinder fürchtete man sich ein wenig vor ihr, denn, kam man ihr zu nahe, dann konnte eine Berührung der behaarten Blätter ein sehr schmerzhaftes Brennen auslösen. Sicher wissen Sie schon längst um welche Pflanze es sich dreht: die Brennnessel (lat. Urtica). Wahrscheinlich eine der verkanntesten Nutzpflanzen auf diesem Planeten. Man rückte ihr mit jeglichem Gerät zu Leibe um sie aus den Gärten zu vertreiben. Sie wurde vergiftet, verbrannt, niedergemäht und samt den Wurzeln ausgegraben. Der Phantasie der Vernichtung waren keine Grenzen gesetzt und doch konnte all dies der zähen Pflanze wenig anhaben. Ihr Vorkommen wurde dezimiert aber man sieht sie wieder immer öfter. Die Brennnessel trägt den lateinischen Namen Urtica und gehört zur Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae). Der Name der Gattung Urtica leitet sich vom lateinischen Wort urere für brennen ab. Der Grund warum es brennt, wenn man eine Brennnessel berührt, sind die feinen Brennhaare, die sich am Stiel und an den Blättern befinden. Diese Härchen sind zum Schutz gegen Freßfeinde. Durch Einlagerung von Kieselsäure werden die Brennhaare an ihrem Ende hart wie Glas. Sie brechen bei Berührung sofort ab und bleiben zum Beispiel in der Haut stecken. Dabei wird eine ameisensäureartige Flüssigkeit in die Einstichstelle gespritzt. Diese löst den brennenden Schmerz aus. Man sollte darum bei der Verarbeitung von Brennnesseln stets Handschuhe tragen. Die Brennnessel ist auf der ganzen Welt verbreitet, nur in der Antarktis kommt keine der insgesamt 45 bekannten Arten vor. Meist wird sie nur als Unkraut angesehen und ihr Nutzen ist vielen Menschen gar nicht geläufig.
Aus Brennnesseln und Wasser kann man eine Brennnesseljauche ansetzen, die zwar höllisch stinkt, aber ein hervorragender und natürlicher Dünger ist. Allerdings vertragen nicht alle Pflanzen diese Jauche. Bei Nachtschattengewächsen sollte man sie z. B. nicht einsetzen. Auch über die Verwendbarkeit der Brennnessel in der Küche wissen viele Menschen nur wenig bis gar nichts. Die Brennnessel enthält viele Mineralstoffe wie Magnesium, Kalzium, Eisen, und Silizium.
Die Brennnessel liebt stickstoffreiche Böden und gilt als Zeigerpflanze. Wo sie sich wohlfühlt vermehrt sie sich schnell und breitet sich weitläufig aus
Außerdem enthält die Brennnessel etwa 7 mal mehr Vitamin C als eine Orange. Erstaunlich oder?! Auch ihr Gehalt an Eiweis ist verblüffend. In der Trockenmasse enthält sie ca 40% Eiweis – mehr als eine Sojabohne. Zur Verwendung in der Küche kann man den Nesselhaaren durch blanchieren zu Leibe rücken. Ein alter Haushaltstrick ist auch das Einwickeln der Blätter in ein großes Tuch und anschließendes Durchkneten. Auch das Auswalzen mit einem Nudelholz bricht die Nesselhaare und bereitet die Brennnessel für den Verzehr vor.
Bei gekochten Speisen muss nichts dergleichen unternommen werden. Hier brechen die feinen Brennhaare ganz von selbst ab. Aus den Blättern der Brennnessel lassen sich in Kombination mit Apfel, Mango, Banane oder Ähnlichem tolle Fruchtsmoothies herstellen. Auch ein Salat aus Brennnessel oder der Brennnesselspinat sind leckere und gesunde Gerichte. Probieren Sie das doch einfach einmal aus. Im Internet finden sich hunderte von Rezepten mit Brennnesseln.
Gehörte früher zum gewohnten Bild: die Brennnessel an Scheunen, Schuppen und Heustadeln. Heute entdeckt man ihren Wert für Garten und Küche wieder
In unserem Garten haben wir der Brennnessel wieder etwas Platz eingeräumt. Sie ist eine genügsame Pflanze und stellt kaum Ansprüche an ihren Standort. Jedoch liebt sie stickstoffreiche Böden und gilt in dieser Hinsicht als sogenannte Zeigerpflanze. Ist zuwenig Stickstoff im Boden enthalten, wird die Brennnessel sich an einer solchen Stelle nicht dauerhaft ansiedeln. Also, nicht zögern, geben Sie der Brennnessel einen Platz in Ihrem Garten und entdecken Sie die unzähligen Möglichkeiten dieser alten Nutzpflanze.