Der kriechende Günsel
Er ist auf vielen Wiesen im Fünfseenland zu finden und doch weiß kaum jemand seinen Namen: der kriechende Günsel …
Hier kommt eine Pflanze, die es mir wirklich nicht einfach gemacht hat. Selbst als ich mit einem abgepflückten Exemplar (aus meinem Garten :-) im Blumenladen gewesen bin, war man sich dort nicht sicher, um welche Pflanze es sich genau handelt. Nach einigen Recherchen stellte sich heraus: es ist der Kriechende Günsel (Ajuga reptans), der zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) gehört. Das so wenige Menschen den kriechenden Günsel kennen verwundert mich nachträglich. Ist er doch im Mai auf fast allen Wiesen im Fünfseenland zu finden. Die mehrjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis ca. 30 Zentimeter erreichen kann, liebt Standorte, die im Halbschatten liegen. Darum fühlt sich der Günsel auch in ungemähten Wiesen sehr wohl, wenn andere Pflanzen und Gräser ihn längst überwuchern. Die blauviolette bis leicht ins rosarot gefärbte Blütenkrone entwickelt sich zunächst knapp über dem Boden, ohne das ein Blütenstiel zu erkennen ist. Dies brachte mich zunächst zu der Annahme, es handle sich um den Pyramiden Günsel (Ajuga pyramidalis). Ab Anfang bis Mitte Mai jedoch begann der Blütenstiel plötzlich zu wachsen und stemmte die Blütenkrone in die Höhe. Da war klar, dass es sich um den Kriechenden Günsel handeln muss. Der Kriechede Günsel hat ein sehr stark verzweigtes, büscheliges Wurzel-Rhizom, aus dem im Frühjahr glänzende, grüne Blätter wachsen. Aufgrund seiner recht großen Wurzelausdehnung wird er oft auch als Unkraut angesehen und kann in manchen Fällen auch ganze Wiesen für sich vereinnahmen. Die Blütenkrone des Kriechenden Günsel ist kegelförmig, der Blütenstiel vierkantig. Auffällig ist, dass bei den Blüten dieses Lippenblütlers die Oberlippe nur ganz schwach angedeutet ist. Es ist also sozusagen ein “Unterlippenblütler” :-) Er ist in ganz Europa bis nach Vorderasien verbreitet.
Die Samenausbreitung des Kriechenden Günsel erfolgt in erster Linie durch Ameisen. Wobei hier erstaunlich ist, dass sich nicht alle Arten von Ameisen für die Samen des Günsels interessieren.
Der Günsel hat ein weit verzweigtes Wurzel-Rhizom. Aus diesem wachsen im Frühjahr zunächst die grünen, glänzenden Blätter wie hier im Bild
In der Heilkunde werden dem Kriechenden Günsel die unterschiedlichsten Wirkungsweisen zugeschrieben. Diese scheinen so vielfälltig zu sein, dass diese Pflanze nicht selten auch als “Wundermittel” bezeichnet wird. Verwendet wird hierbei nur die Blütenkrone des Günsels, niemals die Wurzel. Traditionell wird der Günsel zu Behandlung von Beschwerden im Mund- Rachen und Kehlkopfraum verwendet. Auch eine schmerzstillende Wirkung wird ihm nachgesagt. Auch soll er die Leber reinigen und Magengeschwüre günstig beeinflussen. Am häufigsten wird der Günsel als Tee zur innerlichen Anwendung verarbeitet. Auch eine Tinktur aus den Blättern und Umschläge oder Wickel mit zerstampftem Günsel sind möglich.
Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen des Kriechenden Günsel gehören Ätherische Öle, Gerbstoffe, Ajugol, Iridoidglykoside (hier besonders das Harpagosid, welches auch in der Teufelskralle enthalten ist), Delphinidin und Mineralsalze.
Obwohl der Günsel als Heilpflanze früher gegen allerlei Beschwerden eingesetzt wurde, kennen heute die wenigsten Menschen diese Pflanze
Im Volksmund wird der Kriechende Günsel auch als Lorenzkraut, Güldengünsel, Guglkraut oder Grundheil bezeichnet. Einer alten Legende nach soll der Kriechende Günsel am bestenzwischen Ende Mai und Anfang Juni in einer Neumondnacht kurz vor Sonnenaufgang gepflückt werden. Dann, so sagt man, entfalte er seine maximale Heilkraft. Ob dies jedoch wirklich zutrifft, wurde bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Aber Heilkraft hin oder her, der Günsel ist auch zum blosen Ansehen eine Augenweide. Ausserdem verleiht er den Wiesen auf denen er wächst diesen leichten, blauvioletten Schimmer. Das ist doch auch schon was :-) Kriechenden Günsel gibt es übrigens auch mit roten oder sogar bunten Blättern als Zierpflanze.