Der Huflattich
Der Huflattich war 1994 Heilpflanze des Jahres – aber Vorsicht! Er ist sehr giftig und kann die Leber schädigen …
Der Huflattich ist eine etwas verrückt Pflanze – aber dazu später. Zuerst die Fakten: Der Huflattich (Tussilago farfara) gehört zur Familie der Korbblütler. Sein Name leitet sich vom lateinischen Tussi ab, was übersetzt Husten bedeutet. Er ist eine der ersten Pflanzen, die wir nach dem Winter blühen sehen können. In der Gattung Tussilago ist der Huflattich der einzige Vertreter dieser Pflanzenart. Er ist eine einjährige, krautige Pflanze, die zwischen Februar und April blüht. Seine gelben Zungenblüten, die in mehreren Reihen stehen, sind sehr Nektarreich und ziehen eine Menge Bienen und andere Insekten an. Die Blütenstände des Huflattichs sind korbförmig und setzen sich aus etwas 300 weiblichen und 30 bis 40 männlichen Röhrenblüten zusammen. Erst wenn diese verblüht sind wachsen die Blätter. Die Stängel des Huflattichs sind während der Blüte zwischen März und April nur mit bräunlichen bis rötlichen, behaarten Schuppenblättern besetzt. An jedem Stängel des Huflattichs wächst eine Blüte, die bis zu 8000 Früchte tragen kann. Diese Früchte sind sehr seidig und flaumig und haben mit Haarkranz versehene, sogenannte Achänen. Das sind die Nussfrüchte der Korbblütler. Sie sehen ähnlich aus wie die fliegenden Samen des Löwenzahns (Taraxacum sect. Ruderalia). Der Huflattich hat einen beeindruckenden Wurzelstock. Dieser wird als unter der Erde kriechend bezeichnet und kann bis zu 2 Metern lang werden. Warum aber ist nun der Huflattich eine “verrückte” Pflanze? Man könnte ihn fast als Schumi-Pflanze bezeichnen denn erwächst sehr gerne direkt neben der Straße auf der Bankette. Dort findet er den sandigen und steinigen Untergrund den er so sehr liebt. Auch in Kiesgruben, Baustellen und Steinbrüchen fühlt er sich sehr wohl. Nach einer Erdbewegung ist der Huflattich meist die erste Pflanze die auf dem Aushub zu wachsen beginnt. Huflattich kann sogar auf reiner Braunkohle wachsen – damit ist er einzigartig.
Die Samenausbreitung erfolgt durch Ameisen oder Klettausbreitung. Seine Samen segeln aber auch wie beim Löwenzahn mit dem Wind. Ist der Samen des Huflattichs auf einen Boden gefallen, der ihm zuträglich ist, so kann sich sogar eine sogenannte Huflattichflur entwickeln. Für kurze Zeit entwickelt sich in diesem Gebiet der Huflattich zum „Diktator“ und verdrängt fast alle anderen Gewächse.
Eine junge Huflattichknospe schiebt sich aus dem Boden. Diese Pflanze ist ein Überlebenskünstler und wächst sogar auf reiner Braunkohle
Meist ist jedoch eine solche Huflattichflur nicht über einen längeren Zeitraum stabil. Danach verbreiten sich auch andere Pflanzenarten stärker und drängen die Huflattichflur zurück. Man muss sich also keine Sorgen machen, wenn auf einem kiesigen Boden plötzlich alles gelb ist und der Huflattich die Regierung übernimmt. Der Huflattich gilt als wertvolle Heilpflanze, ist jedoch mit einiger Vorsicht zu genießen. Er enthält eine Menge zum Teil drogenähnlicher Inhaltsstoffe wie Sterole, Gerbstoffe, Schleimstoffe, Bitterstoffe und Polysaccharide.
Er gilt als schleimlösend und kann bei chronischer Bronchitis eingesetzt werden. Aber Achtung, der Huflattich enthält den leberschädigenden Wirkstoff Senkirin. Die medizinische Verabreichung, die meist in Form eines aus den Blättern aufgebrühten Tees verabreicht wird ist mittlerweilen stark umstritten. Das in ihm enthaltene Senkirin ist ein sogenanntes Pyrrolizidinalkaloide und karzinogen. Eine Tagesdosis von 1 Myg sollte nicht überschritten werden. Schwangere Frauen sollten auf eine Verabreichung von Huflattich aufgrund der Kontraindikation dringend verzichten. Auf eine Verwendung von Stängeln und Blüten ist unter allen Umständen zu verzichten. Wenn Sie Huflattich als Medizin anwenden möchten, kaufen Sie die getrockneten Blätter bitte in einer Apotheke und sprechen Sie mit dem Apotheker über Ihre Absichten.
Findet der Huflattich günstige Bodenbedingungen, kann er zur alles beherrschenden Art in einem Gebiet werden. Die sogenannte Huflattichflur
Im Jahr 1994 war der Huflattich die Heilpflanze des Jahres. Eine tolle Pflanze aber ein wenig mit Vorsicht zu genießen.