Das Leberblümchen
Schon ab Ende März findet man in Laubwäldern das Leberblümchen (Hepatica nobilis). Ein wunderbarer, violetter Farbklecks im Wald
Wenn man gegen Ende März einen Spaziergang durch einen Laubwald macht, kann man auch schon das Leberblümchen (Hepatica nobilis) mit seinen zarten, violetten Blüten aus dem Boden spitzen sehen. Das Leberblümchen zählt zur Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaeae).
So stellt sich ein Leberblümchen einen perfekten Standort vor: Laub, feuchter Boden und umringt von ganz jungem und frischen Bärlauch
Die Gattung Hepatica, zu der das Leberblümchen zählt, umfasst nur sechs Arten. Neben dem Leberblümchen gibt es eine weitere Pflanze in Rumänien und vier Vertreter dieser Gattung, die aber nur in sehr kleinen Arealen in Ostasien vorkommen. Auch das Leberblümchen zählt zu den Frühblühern. Es ist eine sehr gesellige Pflanze und wächst gerne in der Nähe von Veilchen oder Primeln. Als Standort wählt es gerne lichte Buchen- oder Eichenwälder mit kalkigem, basenreichem Untergrund.
Hat sich das Leberblümchen an einem geeigneten Standort angesiedelt, überzieht es den Waldboden oft wie ein Blumenteppich. Es scheint, als wäre der ganze Waldboden mit einem blau bis blauvioletten Anstrich überzogen. Die violette Färbung basiert auf dem Farbstoff Anthocyan der die Fähigkeit hat, Licht in Wärme umzuwandeln und so diese zarte Blume vor Frost schützt. Das Leberblümchen ist eine mehrjährige, krautige Pflanze mit behaartem Stengel. Sie werden im Schnitt etwa 5 bis 10 cm groß. Die Blütezeit eines Leberblümchens beträgt nur ca. acht Tage. Wer sie bewundern möcht, muss sich also zum richtigen Zeitpunkt zu einem Waldspaziergang aufmachen. In der kurzen Blütezeit verdoppelt sich die Länge der Blütenblätter. Die Blüte des Leberblümchens weist immer 6, 7 oder 9 Blütenhüllblätter auf. In der Mitte der Blüte finden sich die ca. 15 Millimeter größen Staubgefäße mit zahlreichen, behaarten, freistehenden Fruchblättern und kopfigen Narben. Obwohl das Leberblümchen Bienen und anderen Insekten keinen Nektar anbietet ist es doch ein wichtiger Pollenlieferant. Die nußartigen Samen sind ebenfalls behaart und haben ein sogenanntes Elaiosom. Das ist ein fettreiches “Anhängsel” am Samen. Es gehört zur Ausbreitungsstrategie des Leberblümchens. Das Elaiosom dient Ameisen als Nahrung. Die Ameisen schleppen die Samen in ihren Bau und verzehren dort das fettreiche Elaiosom. Der Rest des Samens ist für sie wertlos und wird darum wieder aus dem Bau “entsorgt”. So gelangt der Samen an neue Stellen an denen er zu einer neuen Blume heranwächst. Leberblümchen findt man darum häufig in ameisenreichen Laubwäldern. Das Leberblümchen ist aufgrund des enthaltenen Protoanemonin als leicht giftig einzustufen und kann durch die reizende Wirkung dieses Stoffes Hautirritationen hervorrufen. Leberblümchen brauchen viel Wasser und können an zu trockenen Standorten sehr schnell vertrocknen. In der Homöopathie wird das Leberblümchen gegen Bronchitis und Lebererkrankungen eingesetzt. Dies ist der einzige arzneitechnische Aspekt dieser Pflanze.
Das Leberblümchen ist nach der Bundesartenschutzverordnung für wilde Pflanzenarten strengstens geschützt und darf weder geflückt noch ausgegraben werden.
Die violette Färbung basiert auf dem Farbstoff Anthocyan. Er kann Licht in Wärme umwandeln und schützt so das Leberblümchen vor Frost
Seinen Namen hat das Leberblümchen angeblich aus dem Mittelalter. Aus der leberartigen Form der Laubblätter schloß man auf eine Heilwirkung an diesem Organ. Japaner sind übrigens ganz verrückt nach Leberblümchen. In Japan herrscht fast schon eine Manie nach dieser Pflanze. Es gibt Kataloge mit fast 300 Seiten nur Leberblümchen. Die wildesten Züchtungen sind zu bewundern: mehrfarbig, gepunktet, gestreift und so weiter. Oft sind die Pflanzen fast nicht mehr als Leberblümchen zu erkennen. Dieser Kultstatus zeigt sich auch in den Preisen. So kann eine besonders ausgefallenes und schönes Exemplar schnell umgerechnet 250 Euro pro Pflanze kosten.