Die Rote Lichtnelke
Bei der Roten Lichtnelke liegt der Nektar tief im Blütenkelch. Hummeln mit ihrem Rüssel kommen einfach daran …
Besonders auffällig zeigt sich auf den Wiesen die Rote Lichtnelke (Silene dioica), die auch unter den Namen “Rotes Leimkraut”, “Kuckucksblume”, “Herrgottsblut”, “Rote Nachtnelke”, Kickerikiblume oder “Taglichtnelke” bekannt ist.
Der Volksmund nennt die Rote Lichtnelke auch “Kuckucksblume” oder “Herrgottsblut”. Sie gehört zur Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae)
Durch ihre Größe und die rötlich bis rosaroten Blüten sticht sie auf den Wiesen geradezu ins Auge. Die Rote Lichtnelke ist ein Mitglied der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Hierbei deutet das dioica im Namen an, das die Rote Lichtnelke “zweihäusig” (wörtlich übersetzt) ist. Zweihäusigkeit ist bei Pflanzen eine Form der Geschlechtsverteilung und bedeutet das jede Blüte nur die Merkmale eines Geschlechts (männlich oder weiblich) trägt. Die Pflanze kann sich also nicht selbst bestäuben und ist auf Fremdbestäubing angewiesen.
Die Rote Lichtnelke ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die in den meisten Fällen zwei oder mehrjährig ist. Sie ist nahe verwandt mit dem Weißen Leimkraut und nicht selten sind auch Kreuzungen aus der Roten Lichtnelke und dem Weißen Leimkraut zu sehen, deren Blüten dann eine rosa Färbung annehmen. Die Blütezeit der Roten Lichtnelke dauert von April bis weit in den August oder sogar den Oktober hinein. Die Rote Lichtnelke ist im Fünfseenland sehr zahlreich zu finden. Am liebsten wächst sie auf Wiesen, besonders wenn diese etwas feucht sind, in lichten Laubwäldern oder am Waldrand. Im Gegensatz zur Weißen Lichtnelke öffnet die Rote Lichtnelke ihre duftlosen Blüten nur tagsüber. Die Weiße Lichtnelke hingegen öffnet ihre stark duftenden Blüten Nachts und lockt mit diesem Duft Nachtfalter zur Bestäubung an. Daraus entstand wohl auch die Legende, dass sich diese beiden Blumen einst bitterlich zerstritten haben. Seit dieser Zeit schauen sich die beiden nicht mehr an und darum öffnet die eine ihre Blüten nur am Tag, die andere nur Nachts. Ganz so schlimm scheint der Streit zwischen den beiden Pflanzen aber nicht zu sein, denn es kommt immer wieder zu Kreuzungen aus Roter und Weißer Lichtnelke. Die Rote Lichtnelke ist drüsig behaart, ihre Blüten erreichen einen Durchmesser von ca. 18 bis 25 Millimetern, die gesamte Pflanze eine Höhe zwischen 30 und 80 Zentimetern. Jede Blüte der Roten Lichtnelke besteht aus fünf rötlich-rosaroten Kronblättern die tief zweispaltig sind. Oft sieht man bei der Roten Lichtnelke angebissene Blüten. Dafür sind die Hummeln verantwortlich. Der Nektar befindet sich bei dieser Pflanze sehr tief im Blütenkelch und nur Tiere mit einem langen Rüssel können ihn erreichen. Hummeln haben einen zu kurzen Rüssel. Darum beißen sie einfach ein Loch in die Kelchwand und kommen so an den begehrten Nektar heran. Ab Herbst bis zum frühen Winter bildet die Rote Lichtnelke Ihre mohnähnlichen, dunkelbraunen bis schwarzen Samen. Diese werden beim Bewegen der Pflanze durch den Wind aus der geöffneten Kapsel herausgeschüttelt und verteilen sich.
Manchmal kann man in den Samenkapseln der Roten Lichtnelke Schmetterlingsraupen finden, die sich von den Samen der Pflanze ernähren. Die Schmetterlinge legen hier bei der Bestäubung ein Ei in die Pflanze. Daraus wächst ein Lichtnelken-Kapseleule, so der Name des Schmetterlings. Auf den ersten Blick erscheint dies als Schmarotzertum, da der spätere Schmetterling jedoch wieder Pflanzen bestäubt, ergibt es durchaus einen Sinn, dass die Raupe in der Blüter der Roten Lichtnelke heranwachsen kann.
Insekten, ohne langen Rüssel tun sich bei der Roten Lichtnelke schwer. Der Nektar liegt tief im Blütenkelch. Hummeln erreichen ihn mühelos
Früher brachte man die Rote Lichtnelke oft mit Kobolden, Tod und Teufel in Verbindung. In der Volksmedizin würde der Brei aus zerstoßenen Samen zu Behandlung bei Schlangenbissen eingesetzt. Die Blüten können ähnlich wie bei Bachblüten zu einer Essenz verarbeitet werden und sollen die Entschlußkraft steigern. Die Wurzel der Roten Lichtnelke wurde in vergangener Zeit oftmals als Seife verwendet.