Der Waldmeister
Keine Maibowle ohne Waldmeister! Aber der Verwandte des Labkrautes muss vor der Blüte geerntet werden …
Sicherlich hat jeder von Ihnen schon einmal eine lecker Maibowle probiert oder eine Berliner Weiße getrunken. Dann kennen Sie wahrscheinlich auch die Zutat, die für den einzigartigen Geschmack dieser Getränke sorgt: der Waldmeister (Galium odoratum), im Volksmund auch Maikraut oder Waldmännchen genannt. Waldmeister ist eine ausdauernde, krautige Pflanze die Wuchshöhen von 15 bis 30 cm erreichen kann. Er gehört zur Gattung der Labkräuter und ist ein Hemikryptophyt. Das bedeutet, dass sich im Gegensatz zu Geophyten die Überdauerungsknospen an der Erdoberfläche und nicht darunter liegen. Normalerweise werden diese durch Laub oder Erde als Witterungsschutz bedeckt. Seine lanzettartigen Blätter sind am geraden Blütenstiel in sogenannten Quirlen von sechs bis acht Blättern angeordnet. Eine Legende bericht, wer einen solchen Blattquirl im Geldbeutel trägt, zu dem kommt ausgegebenes Geld umgehend zurück. Die Blüten bilden die Form einer locker zusammenstehenden Traube und sind nur an der Stängelspitze angeordnet. Die Samen des Waldmeisters sind mit kleinen Haken versehen, so dass sie sich an Tieren oder Menschen, die den Waldmeister streifen festhängen und so weiter verbreitet werden. Der Waldmeister liebt schattige Standorte und siedelt sich besonders gerne im Schatten von Buchen an. Er fühlt sich auf lockeren, nährstoff- und basenreichen Böden am wohlsten. Dort bevölkert der Waldmeister gerne auch größere Flächen und breitet sich zu einem lockeren Teppich am Waldboden aus. Der Waldmeister ist also eine sehr gesellige Pflanze und allein stehende Exemplare findet man nur selten. Die Blütezeit des Waldmeisters ist im Mai. Dann bilden sich an seiner Spitze die kreuzförmigen Blüten.
Wer den Waldmeister sammeln und in der Küche verwenden möchte, sollte dies jedoch vor der Blüte tun. Bevor man den Waldmeister verwendet, muss man ihn etwas anwelken lassen. Die Pflanze enthält nämlich Cumaringlykoside, die erst beim Welken in wirkliches Cumarin umgewandelt werden. Darum riecht frischer Waldmeister auch meist nicht oder nur sehr wenig.
Die kleinen Blüten des Waldmeisters stehen locker zusammen in einer Traube. Darunter sind die Blattquirle mit 6 – 8 Blättern sehr schön zu sehen
Das Cumarin ist auch der Stoff, der den Waldmeister zu einer begehrten Würzpflanze gemacht hat. Dieser Inhaltsstoff ist jedoch etwas mit Vorsicht zu genießen. In kleinen Mengen verleiht er Getränken und Gerichten den typischen Waldmeistergeschmack, überdosiert kann Cumarin zu starken Kopfschmerzen bis hin zu Leberschäden führen. Für eine Bowle sollte daher die Menge von 3 Gramm frischem Waldmeister je Liter nicht überschritten werden.
In der Volksheilkunde schätzt man Waldmeister wegen seiner appetitanregenden, krampflösenden und beruhigenden Wirkung. Ihm wird eine schweißtreibende Wirkung nachgesagt. Neben der Verwendung als Geschmacks- oder Würzmittel kann aus Waldmeister auch Tee gebrüht werden.
Wichtig: Den Waldmeister bitte abschneiden und nicht abpflücken – sonst wächst er im nächste Jahr nicht mehr!
Der Waldmeister ist eine sehr gesellige Pflanze und breitet sich an schattigen Standorten unter Buchen oft wie ein lockerer Teppich aus
Im Mittelalter nannte man den Waldmeister auch “Frauenbettstroh”, da er oft als Füllung von Betten benutzt wurde. Auch in Mottenkissen findet der er seinen Einsatz. Seit jeher wird dieser Pflanze die Eigenschaft nachgesagt, Dämonen und Hexen zu vertreiben. Im Mittelalter sollte ein Flechtkranz aus Waldmeister, in der Walpurgisnacht um den Arm getragen, vor dem Zauber von Hexen schützen. Der Waldmeister ist den Waldelfen geweiht.