Die Geschichte mit der Moorviper

Oft hört man, dass jemand eine Moorviper gesehen hat. Jedoch gehört diese Schlange in das Reich der Mythen und LegendenFrüher, als ich noch ein Kind war, konnte man in den Osterseen noch baden. Heute darf man das zwar im großen Ostersee und im Fohnsee immer noch aber ich spreche vom Rest der Osterseen. Besonders von Gartensee und Ursee, die für uns Kinder die Badeseen vor der Haustüre waren. Heute würde es mich gruseln, weil das Ufer dieser kleinen Moorseen auf dem Wasser schwimmt und man beim Hineingehen schon bis zu den Knien einsinkt. Danach springt man in fast schwarzes Wasser, in dem es von Schlingpflanzen und Seerosen nur so wimmelt. Das ist nicht jedermanns Sache. Für uns Kinder war es das Größte. Wir schwammen durch den See und gleich in die den See durchfließende Ach hinauf oder hinunter in den nächsten See. Oft begegneten uns dabei Schlangen, die ebenfalls schwammen. Einer der älteren Jungs behauptete immer, dass es eine Moorviper ist und man müsse sehr aufpassen, weil diese unglaublich giftig sind. Das haben wir getan. Wir Kinder hatten einen Heidenrespekt vor diesen Tieren, die sich so elegant über die Wasseroberfläche schlängelten. Auch heute höre ich oft, dass jemand erzählt, er hätte eine Moorviper gesehen. Sie wäre gerade vor ihm über den Weg gekrochen oder im Gebüsch verschwunden. Es ist nicht selten, dass jemand etwas derartiges erzählt. Hier muss ich ein wenig Aufklären. Die Sache ist ganz einfach. Es gibt keine Moorviper. So schön dieser Name klingen mag, so beeindruckend eine giftige Moorviper wäre, diese Schlange ist eine reine Erfindung. Wenn Sie das nicht glauben, befragen Sie die allwissende Suchmaschine Google. Mit dem Begriff Moorviper oder auch Moorviper und Schlange werden Sie nur die Spielkarten des Spieles „Magic“ finden oder den Kultsportwagen „Dodge Viper“, jedoch keine Schlange. Hier in Bayern gibt es nur eine Schlange, die zu den Vipern zählt. Es ist die Kreuzotter, die genau genommen Kreuzviper heißen müsste, weil Otter nur ein regionaler Begriff für Viper ist. Die heimischen Schlangen sind lediglich in Nattern und Vipern unterteilt. Eine Viper erkennen Sie deutlich an den Schlitzförmigen Pupillen. Nattern hingegen haben runde Pupillen. Die Zahl der verschiedenen Schlangen in Bayern ist sowieso recht überschaulich. Es gibt die giftige Kreuzotter, die Ringelnatter, die Äskulapnatter und die Schlingnatter. Die Blindschleiche ist keine Schlange sondern gehört zur Familie der Schleichen und ist eigentlich eine Echsenart. Die Moorviper gibt es nicht. Sie ist eine Erfindung, die in das Reich der Mythen und Legenden gehört. Die Schlange auf dem Bild oben ist, auch wenn sie nicht das typische Muster auf dem Rücken trägt aller Wahrscheinlichkeit nach eine Kreuzotter. Deren Grundfärbung ist sehr variabel und reicht von silbergrau und gelb über hell- und dunkelgrau, braun, blau-grau, orange, rotbraun und kupferrot bis schwarz. auf dem Bild gut zu erkennen sind die schlitzförmigen Pupillen, die sie eindeutig der Familie der Vipern zuordnen lässt. Geben Sie also Acht, wenn Sie einer Schlange begegnen und vor allem, lassen Sie sie in Ruhe weiterziehen. Die meisten Schlangenarten sind bedroht und müssen geschützt werden.

  Autor: cam für fuenfseenland.de

Über den Autor: christian andreas mueller

Heimatforscher, Naturschützer, Energieeinsparer, Apple-Fan, Ex-Verlagsbetreuer, Hobbygärtner und gebürtiger Fünfseenland'ler. Geboren in Starnberg und aufgewachsen in Seeshaupt, kennt er die Gegend wie seine Westentasche.