Die Maria-Dank-Kapelle bei Degerndorf
Wer die wenigen Höhenmeter von der Straße zwischen Oberambach und Degerndorf zur Maria-Dank-Kapelle erklommen hat, wird mit einem atemberaubenden Ausblick über den Starnberger See belohnt. Die Stelle auf dem 710 Meter hohen Fürst Tegernberg ist so exponiert, dass man sicher glaubt, dass hier schon vor urzeiten ein keltischer Kultplatz gewesen sein muss. Zwar ist es oft so, dass eben auf alten, keltischen kultplätzen durch die katholische Kirche Kapellen oder Kirchen erbaut wurden um die Plätze sozusagen „einzunehmen“ aber hier auf dem Fürst Tegernberg verhält es sich anders. Auch wenn es so scheinen mag, als wäre die kleine Kapelle schon hunderte von Jahren alt, so wurde sie doch erst am 23. Mai 1948 eingeweiht. Sie ist also nur etwas mehr als sechzig Jahre alt. Dies vermutet man weder an dieser Stelle noch bei dieser Kapelle. Degerndorf und die Kapelle lagen in einer Einflugschneise. Die alliierten Bomber, die München bombardierten zogen hier einen Kreis um dann Richtung Landeshauptstadt zu fliegen und ihre explosive Fracht abzuwerfen. Am 17. Dezember 1944 näherte sich eine britische Lancaster. Die große Maschine hatte Phosphorbomben geladen und brannte lichterloh. Noch in der Luft soll das Flugzeug explodiert sein und Teile als auch Bomben gingen in großem Umkreis auf die Felder nieder. Von den sieben Besatzungsmitgliedern konnte sich nur ein einziger mit dem Fallschirm retten. Die anderen sechs kamen bei dem Absturz ums Leben. Trotz dieses flammenden Infernos kamen die Degerndorfer mit dem Schrecken davon. Entgegen allen Anweisungen begruben sie die toten Soldaten auf dem Gemeindefriedhof und pflegten den Überlebenden, der schwere Brandverletzungen erlitten hatte. Am 29. April 1945 gelobte die Kirchengemeinde beim Sonntagsgottesdienst, dass, falls die Gemeinde in den kommenden Tagen und Wochen von Schäden verschont bliebe und kein Degerndorfer sein Leben lassen müsse, sie am schönsten Fleckchen in Degerndorf zum Dank eine Kapelle errichten würden. Der schönste Fleck war oben auf dem Fürst Tegernberg mit dem tollen Blick über den Starnberger See. Keine Bomben schlugen mehr ein, kein Bewohner wurde mehr verletzt oder getötet. Und weil die Degerndorfer die Toten des Flugzeugabsturzes nicht wie angeordnet einfach im Wald verscharrten, sondern ihnen eine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof gaben, zeigten sich auch die Amerikaner nach Kriegsende milde. Bereits ein Jahr nach dem verheerenden Flugzeugabsturz war der Bauplan fertig und von 1947 bis 1948 wurde die Maria-Dank-Kapelle unter Mitwirkung aller Bewohner des Dorfes errichtet. Am 23. Mai 1948 wurde sie eingeweiht und noch heute ziehen die Degerndorfer von Mai bis Oktober jeden 13. des Monats in einer Dankprozession auf den Fürst Tegernberg zu ihrer Maria-Dank-Kapelle. Falls Sie einmal in der Gegend sind, schauen sie vorbei i der kleinen Kapelle und genießen Sie die Aussicht. Vielleicht denken Sie auch an die Geschichte der sechs verunglückten Soldaten und des einen Überlebenden. Es ist auch eine der Geschichten, die zeigt, wie sinnlos Kriege und wie wichtig Menschlichkeit ist.
Autor: cam für fuenfseenland.de