Gestern, Himmel, Rottmann
Gestern, so mutmaße ich, hätte der Landschaftsmaler Carl Rottmann seine Pinsel, Griffel, Federkiele, Staffelei und Leinwand eingepackt und wäre zu seinem Lieblingsplatz oberhalb von Leoni am Starnberger See gegangen um ein neues Bild zu malen. Der Hügel, auf den er vorraussichtlich gegangen wäre, trägt heute in seinem Gedenken den Namen Rottmannshöhe. Auf diese Anhöhe am Westufer des Sees führten Carl Rottmann oft Spaziergänge, die er auf Besuch bei seinem Freund Johann Ulrich Himbsel in Leoni machte. Bald schon begann er von dieser (damals noch) wunderbaren Aussicht zu malen und bald schon trieb hier eine ganze Künstlerclique ihr „Unwesen“. Sie alle liebten den Platz wegen seiner wunderbaren Aussicht und errichteten Carl Rottmann hier nach seinem Tod ein Denkmal. Rottmann wurde am 11. Januar 1797 in Handschuhsheim, das heute zu Heidelberg gehört, als Carl Anton Joseph Rottmann geboren. Sein Vater Friedrich Rottmann war Zeichner, Kupferstecher und Radierer. Er unterrichtete als Universitätszeichenmeister an der Universität Heidelberg das Fach Zeichnen und gab auch seinem Sohn Carl schon als Kind darin Unterricht. Dieser besaß eine außergewöhnliche Begabung und war schon in seiner Jugend ein angesehener Maler. In der Handschuhsheimer Zeit malte Carl Rottmann meist atmosphärische Himmel und Erscheinungen. Die Himmel sollten den Maler ein Leben lang nicht mehr loslassen und seine Bilder maßgeblich prägen. Mit 24 Jahren (1821) zog Carl Rottmann nach München um an der Akademie der Bildenden Künste zu studieren. Hier heiratete er im Jahr 1824 Friederike Sckell (1802–1867), die Tochter seines Onkels, dem Münchner Hofgartenintendanten Friedrich Ludwig von Sckell. Über ihn machte Carl Rottmann Bekanntschaft mit König Ludwig I., der dem Künstler seine Malerreisen nach Italien und Griechenland ermöglichte um sein Malrepertoire zu erweitern. Dabei perfektioniert Rottmann nicht nur seine Landschaftsmalerei sondern auch seine Art, die vergänglichen Himmelsbilder auf seine Leinwand zu fixieren. Rottmann wurde Himmelsmaler, auch wenn er ihn die Kategorie mythisch-heroisierende Landschaftsmalerei einsortiert ist. Meist dominieren in seinen Bildern die Himmel. Hier am Starnberger See soll man früher bei einer bestimmten Wetterlage von einem „Rottmann-Himmel“ gesprochen haben. Gestern hatte es einen solchen Himmel, einen Rottmann-Himmel, mit Wolken in hell und dunkel, schön strukturiert und mit herrlichen Lichtreflexen. Wäre Carl Rottmann nicht am 7. Juli 1850 in München im Alter von nur 53 Jahren gestorben, gestern wäre er sicher auf „seine“ Rottmannshöhe gegangen um zu malen! Diesen Himmel hätte er sich sicher nicht entgehen lassen …
Autor: cam für fuenfseenland.de