Kann man von Seeshaupt nach Starnberg sehen?
Neulich fragte mich jemand am Seeshaupter Dampfersteg, ob man von hier aus denn Starnberg sehen könne. Ich sagte ihm, wenn er ganz knapp am Westufer vorbei sehen würde, dann wäre ganz am Ende des Sees Starnberg. „Schade, dass ich kein Fernglas dabei habe“ sagte er dann, „dann könne er sehen, ob der Dampfer schon in Starnberg angelegt habe. Als ich ihm sagte, dass die nicht möglich wäre, schaute er mich verdutzt an und sagte, ich hätte ihm doch eben gesagt, dass man nach Starnberg sehen könne. „Ja“ sagte ich „nach Starnberg ja, aber den Dampfer würde er nicht sehen“. Ungläubige Blicke. „Warum?“ Weil der See in der Mitte höher ist und man das Schiff hinter diesem „Hügel“ nicht sehen würde. Ich merkte es seinem Blick an, dass er nicht wusste, ob ich ihn auf den Arm nehmen wollte oder wie er das eben gesagte verstehen solle. Ich erklärte es ihm. Gibt man die Bogenlänge, also die Länge des Starnberger See von 20 Kilometern und den Radius der Erde, der im Mittel etwa 6385 Kilometer beträgt in die entsprechende Formel ein, so ergibt sich ein Winkel von 0,1794 Grad und eine Höhe des Bogens von 7,80 Metern. Der Starnberger See ist also durch die Erdkrümmung in seiner Mitte um 7,80 Meter höher. Schaut man also nach Starnberg, kann man die Stadt zwar sehen, nicht aber das Ufer oder den Dampfersteg und eben auch nicht den Dampfer, weil man sozusagen über einen Berg sieht und Starnberg hinter diesem Berg liegt. Dem Blick nach zu urteilen, wusste der Mann nicht, ob ich ihn nun auf den Arm nehmen will oder was er von dem eben gesagten halten soll. Ich nannte ihm das Beispiel der am Horizont verschwindenden Schiffe, die sozusagen „bergab“ fahren und darum schon recht bald nicht mehr zu sehen sind. Genau so verhält es sich beim Starnberger See und eine Länge von 20 Kilometern reicht eben aus um die Erdkrümmung deutlich zu spüren. Wie gesagt, 7,80 Meter in der Mitte, das ist ein recht ansehnlicher Wert, den man nicht erwarten würde. Da unser Blick nur einer geraden Linie folgt, sieht man in Starnberg nicht nur die Dinge nicht, die niedriger als 7,80 Meter sind sondern gut das Doppelte, also etwas um die 14 oder 15 Meter. Alles andere verschwindet hinter der Horizontkante. Die Schiffe der Starnberger Seen Flotte sind also einfach nicht hoch genug, um sie von Seeshaupt aus zu sehen, wenn sie in Starnberg am Dampferanleger festmachen. Falls Sie es nicht glauben, rechnen Sie nach: Mathe-Scripts von Arndt Brünner Geben Sie einfach den Erdradius (r) in Metern (6385000 m) und die Bogenlänge (b) des kleinen Kreisabschnittes (Länge des Sees in Metern (20000 m) ein).
Autor: cam für fuenfseenland.de