Kirchweihsonntag, 18. Oktober 2015 Stammtischgeplauder

Kirchweihsonntag, das war früher ein Tag voll Schlemmereien, Tanz, Augelassenheit und manchmal auch einer Tracht Prügel …Heute ist Kirchweihsonntag. Es ist der Sonntag des Jahres, den Enten und Gänse traditionell nicht gerne mögen, weil es ihnen an oder besser für diesen Sonntag an den Kragen geht. Eine resch gebratene Ente oder Gans ist das typische Kirchweihmahl und das essen die Menschen eben gerne. Schlecht für das gefederte Getier. In den meisten Gegenden feiert man Kirchweih am dritten Sonntag im Oktober. In den meisten, nicht überall. Auch heute noch gibt es regionale Uunterschiede. Im Bistum Würzburg zum Beispiel ist der zweite Sonntag im November Kirchweihsonntag. So sind die opportunistischen Unterfranken eben. Nein, das war jetzt nicht gerecht, denn eigentlich feierte man früher die Kirchweih immer am Sonntag vor dem Namenstag des Kirchenpatron. Kirchweih war also überall an einem anderen Sonntag. Sehr verwirrend! Aber, dafür bot sich die Möglichkeit in mehreren Orten auch mehrmals Kirchweih zu feiern und sich die Ente oder Gans nicht nur einmal schmecken zu lassen. Hat auch was! Also gut, vielleicht machen es die Unterfranken ja dann doch nicht so verkehrt. Kirchweih wurde in früher Zeit als ausgelassenes Fest gefeiert, bei dem auch verschiedne Belustigungen nicht fehlen durften. Eine der Bekanntesten ist wohl die „Kirtahutsch’n“. Eine riesige Schaukel, die meistens am Dachgebälk aufgehängt war und auf der ausgelassen und wild geschaukelt wurde, bis den Mädchen die Röcke in die höhe flogen. Kirchweih war aber auch Schlemmerei und Völlerei. Es gab Mittags Suppe und Fleisch mit Semmelknödel, Dickgeselchte, Pressack oder Sülzen. Die Bäuerin sparte nicht mit Mehl und Schmalz, es wurden Wallküchel, Stritzel und Schoitküchel gebacken und manchmal sogar Zwetschgenkuchen und Zwetschgenpavesen. Auch mit Alkohol wurde nicht gespart oder besser, es wurde richtig gesoffen und manch einer hatte die ganze Woche nach Kirchweih Kopfschmerzen. Da, wie schon erwähnt, Kirchweih früher immer am Sonntag nach dem Namenstag des örtlichen Kirchenpatrons gefeiert wurde und dieser in jedem Ort, jeder Kirche ein anderer war, musste eine Lösung gefunden werden, um diese wilde Feierei einzudämmen. Darum wurde im Jahre 1868 die Allerweltskirchweih eingeführt, die immer am dritten Sonntag im Oktober stattfand. Von da an wurde Kirchweih nur noch an einem Tag gefeiert und ging nicht mehr ganz so zu Lasten der Arbeit. Kirchweih war ein frivoles Fest, an dem zu Gstanzel und Schnaderhüpferl getanzt und gesungen wurde. Diese wurden oft so anzüglich, spitz und g’schert, dass es zu einer wilden Schlägerei zwischen den Gästen kam, die dem Kirchweihsonntag ein Ende setzte. Auch den ein oder anderen Nachwuchs soll neun Monate nach dem Kirchweihfest der Storch gebracht haben. In diesem Sinn, genießen Sie Ente oder Gans …

  Autor: cam für fuenfseenland.de

Über den Autor: christian andreas mueller

Heimatforscher, Naturschützer, Energieeinsparer, Apple-Fan, Ex-Verlagsbetreuer, Hobbygärtner und gebürtiger Fünfseenland'ler. Geboren in Starnberg und aufgewachsen in Seeshaupt, kennt er die Gegend wie seine Westentasche.