Sitzt eine Bierflasche allein auf einer Bank im Wald …
Am Sonntag war ich auf Waldwegen unterwegs. Das gefällt mir momentan am besten um von A nach B zu kommen. Mitten im Wald kam ich an einer Bank vorbei, auf der eine Bierflasche saß, Pardon, eigentlich stand sie natürlich. Ihr Gesicht hatte sie von dem wunderbaren Ausblick abgewendet und drehte es in Richtung der Rückenlehne. Nicht einmal die einzigartige Landschaft der Osterseen schien ihr zu gefallen. Traurig sah sie aus, wie sie da so alleine saß. Den Kronenkorken trug sie unsinnigerweise auf dem Kopf wie einen alten, zerknautschten Hut. Schräg und fast schmuddelig. Unsinnig, weil ihr Inhalt, der goldgelbe, einst perlende und begehrte Gerstensaft sie verlassen hatte und in der Kehle eines Unbekannten verschwunden ist. War dies der Grund, warum sie so einsam im Wald auf dieser Bank saß? Wozu denn einen Kronenkorken, wenn mit dem Inhalt, dem Bier, auch die Kohlensäure entschwunden ist. Beides wird normalerweise von diesem Deckel in der Flasche gehalten. Beides war weg. Ausgetrunken? Auf einer Bank im Wald? Alleine? Von wem? Warum aber lässt dieser Jemand die arme Flasche hier so einsam stehen? Kürzlich noch das Ziel der Begierde und kaum dass sie leer ist nur noch Abfall. Wertlos! Wobei man bei mindestens 15 Cent Pfand für eine Bierflasche nicht wirklich von wertlosem Abfall sprechen kann, auch wenn es allem Anschein nach zu wenig war um ihren ehemaligen Besitzer dazu zu bewegen die Flasche einzupacken und mitzunehmen. Jedenfalls wurde die Flasche verlassen. Vom Bier, vom Trinker, von der Kohlensäure und vom Glück. Alles war weg. Nur die Flasche saß alleine auf dieser Bank und schaute in die Rückenlehne. Sicherlich sehnte sie sich nach ihren 24 Kollegen, mit denen sie einst gemeinsam in einem Bierträger, wie bei einer Busreise, durch die Welt reiste. War dieser Träger auch hier im Wald gewesen? Sind alle weitergezogen und haben nur diese einsame Flasche zurückgelassen? Wohl kaum, dann hätte man auch die Flasche mitgenommen. So bleibt sie ihrem Schicksal überlassen. Bleibt auf ihrer Bank bis jemand sich ein Herz fasst und die arme, leere und einsame Flasche mitnimmt und sie zurück in ihren natürlichen Kreislauf bringt. Dieser beginnt für die Flasche mit dem Einführen in den Pfandrückgabeautomaten. Dort dreht sie sich dann ausgelassen im Blitzen bunter Lichter voll Vorfreude und Erwartung. Sie wird sortiert, transportiert, gereinigt und neu mit prickelndem Gerstensaft gefüllt um sich dann erneut auf eine Reise zu machen. Vielleicht wieder zu einer Bank im Wald. Hoffentlich wird sie dann nicht erneut zurückgelassen. Aber mal kurz Spaß beiseite: liebe Leute, muss es wirklich sein, dass der ganze Abfall im Wald bleibt? Sorry, aber das ist eine Sauerei!
Autor: mc