Sommermelancholie

Eine Welle der Sommermelancholie überschwappt derzeit viele Menschen. Warum nur?In den letzten Tagen überschwappte mich öfter eine Welle melancholischer Gefühle. Normalerweise kenne ich das nur, wenn sich der Herbst ankündigt. Wenn die Tage kürzer werden, wenn morgens die Nebelschwaden über den Seen hängen, wenn kalte Luft von den Bergen ins Fünfseenland herüberströmt. Aber es ist doch Sommer. Und was für einer! Der Wetterbericht kündigt für die nächsten Tage Hitzerekorde an, die nicht nur an Sommer denken lassen sondern auch gleichzeitig an Klimawandel. Aber ich bin nicht alleine mit diesen melancholischen Gefühlen. Vile Menschen, mit denen ich mich unterhalten habe, erzählten mir das selbe. Auch in ihnen schwappt diese Welle der Melancholie. War es der Vollmond der letzten Tage? Macht uns der Mond melancholisch? War es der kurzzeitige Kälteeinbruch? Morgens hatte es 8 (in Worten acht) Grad, gefühlt war schon der Winter angebrochen. Aber das liegt auch schon wieder einige Tage zurück und mittlerweile ist es wieder richtig heiß und wird noch viel heißer. Vielleicht lösen die Temperaturwechsel diese schwummerige Stimmung bei uns Menschen aus. Melancholie, so finde ich, ist immer schwarz-weiss, nebelig, kühl, einsam und vieles mehr. Wenn ich melancholisch bin, habe ich immer das Lied „Heast as nit“ von Hubert von Goisern im Ohr. Nicht bewusst, sondern ganz automatisch. Es scheint für mich der ultimativ melancholische Hit zu sein. Ein Lied über Vergänglichkeit, ein Herbstlied, das eine war, das andere kommt, Wechselstimmung. „Gestern is‘ heit word’n und heit is‘ bald morg’n. Wandel in sanften Dosen. Noch einmal, es ist Hochsommer. Woher also diese Gedanken und Gefühle? Kann der Hochsommer in unseren Breiten Melancholie auslösen? Das wäre mir so nicht bewusst gewesen. Ich kann sie nicht einordnen, ich spüre sie nur. Sie schwappt wie eine Brandung durch meine Synapsen und ich scheine damit nicht alleine zu sein. Vielleicht stellt sich diese Melancholie aus reiner Gewohnheit ein, weil es oft um diese Jahreszeit schon wieder kälter wird, gar regnet und sich der Herbst anzukündigen beginnt. Dann wäre es etwas wie ein Melancholie-Automatismus. Jahreszeitlich bedingte melancholische Wechselstimmung. Aber ein solcher Automatismus bei so vielen Menschen – hmmm. Dieser gewisse Schwermut passt nicht zum Sonnenschein draußen, passt nicht zum Trubel des Sommers, er fragt aber auch nicht, ob er gerade passend ist, er ist einfach. Ein seltsames Phänomen, das mehr Menschen erleben als man denken würde. Wenn es Ihnen auch so geht, willkommen im Club der Sommermelancholie, deren Gründe ich nicht in der Lage bin erkennen zu können. Sie?!

  Autor: cam für fuenfseenland.de

Über den Autor: christian andreas mueller

Heimatforscher, Naturschützer, Energieeinsparer, Apple-Fan, Ex-Verlagsbetreuer, Hobbygärtner und gebürtiger Fünfseenland'ler. Geboren in Starnberg und aufgewachsen in Seeshaupt, kennt er die Gegend wie seine Westentasche.