Unerwünschte Verwunschenheit am Sisi-Schloss

Schloss PossenhofenPossenhofen, 03.01.2013: Als Schloss Possenhofen im Jahr 1536 durch Jakob Rosenbusch erbaut wurde, mussten sicher viele Bäume gefällt werden um der weitläufigen Gartenanlage genügend Raum zu verleihen. Vielleicht geschah dies aber auch erst gut 150 Jahre später. Jedenfalls ist das kleine Schloss auf einem Stich von Michael Wenning aus dem Jahr 1701 mit ausgedehnten Grünflächen rundherum zu sehen. Bis zum alten Kalvarienberg von Possenhofen zogen sich die Schlosswiesen auf denen die junge Elisabeth von Wittelsbach so gerne mit ihrem Pferd ausritt. Über Jahrzehnte und Jahrhundere ist das Gebäude auf Gemälden und Stichen mit weiten, freien Flächen ringsherum dargestellt. Im späteren 20. Jahrhundert wurde dann etwas weniger Wert auf weitläufiges Grün gelegt, schließlich verursacht die Gartenpflege auch Kosten die man leicht unterschätzt. Als das Schloss in private Eigentumswohnungen umgewandelt wurde, teilte man auch die Ländereien rund um Sisis geliebtes „Possi“ auf: ein Teil ging an die Stadt München, einen anderen bekam die Gemeinde Pöcking und ein Rest gehört nach wie vor zum Schloss und zu den Eigentumswohnungen. Der von Hecken umgebene Schlossgarten wurde über die Jahre stets gemäht und gepflegt, nur außerhalb diese Gartens wuchs schon bald der erste Anflug heran und gedieh prächtig. Nun ist dieser Anflug ca. 30 Jahre alt und es sind stämmige Bäume aus ihm geworden die ein fast verwunschen wirkendes Wäldchen bilden. Leider ist dadurch das Schloss nur noch von wenigen Stellen aus gut einzusehen und das ist schlecht für die Touristen, die nicht selten extra zur Schlossbesichtigung hier Urlaub machen. Besonders ärgerlich ist es für all jene die glauben, sie könnten von einem Dampfer auf dem Starnberger See den Blick auf Schloss Possenhofen geniessen. Fehlanzeige! Das Schloss ist im Vorbeifahren nur für wenige Sekunden zu sehen. Keine Kaiserin-Elisabeth-Romantik mit Schlösschen, nein, viel Wald und, ach da war es schon und – och schade – ist auch schon wieder weg… Zum Glück aber fand sich nun ein Grünordnungsplan, in dem klare Sichtachsen zum See hin festgelegt sind. Diese sollen nun wieder hergestellt werden und darum finden derzeit Gespräche mit allen beteiligten Parteien statt. Auf wessen Grund stehen wieviele Bäume und wie gross sind diese? Welche davon müssen weg, welche dürfen bleiben? Wer ist einverstanden und wer muss gegebenenfalls noch überzeugt werden? Viele Fragen! Wenig Zeit! Denn Eile ist geboten, weil sonst die Bäume um das Schloss so gross und vor allem dick sind, dass die Baumschutzverordnung bald greifen könnte und sie nicht mehr geschlagen werden dürfen. Vielleicht klappt ja alles gemäss Grünordnungsplan und bestimmt fahren dann auch zukünftig die Dampfer der Bayerischen Seen Schifffahrt ganz langsam an Schloss Possenhofen vorbei – wegen der „Sissi-Romantik“ für die Fahrgäste.

 

Über den Autor: christian andreas mueller

Heimatforscher, Naturschützer, Energieeinsparer, Apple-Fan, Ex-Verlagsbetreuer, Hobbygärtner und gebürtiger Fünfseenland'ler. Geboren in Starnberg und aufgewachsen in Seeshaupt, kennt er die Gegend wie seine Westentasche.