Zeit für Herbstzeitlose
Menschen mit geringen botanischen Kenntnissen könnten derzeit bei einem Spaziergang annehmen, der Winter wäre schon wieder vorüber und das Frühjahr beginnt. Wenn dies der Fall ist, dann haben sie Herbstzeitlose mit Krokussen verwechselt, soviel steht fest. Zugegebenermaßen, die beiden Pflanzen sehen sich ähnlich aber man muss diese Menschen enttäuschen. Herbst- und Winterzeit haben sich nicht aufgelöst. Im Gegenteil, der Herbst beginnt in wenigen Tagen und auch der Winter (zumindest gefühlt) wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Jedoch, zurück zu den Herbstzeitlosen. Ihr lateinische Name der Herbstzeitlose lautet Colchicum autumnale. Sie sprießt derzeit überall aus dem Boden und ziert die Wiesen ein letztes Mal mit rosa Farbklecksen. Die Herbstzeitlose gehört zur Ordnung der lilienartigen Gewächse, ihre botanische Familie nennt man Zeitlosengewächse. Ein wunderbarer Name! Die Gattung, der sie zugeordnet wird ist die Zeitlose. Fast noch besser! Zeitlose! Ob dies an der möglichen Verwechslung mit Krokussen liegt? Als wären Herbst und Winter zeitlos vergangen. „Auf den Sommer folgte das Frühjahr, Herbst und Winter waren zeitlos“ könnte ein alter Dichter einst gesagt haben, aber das ist natürlich Quatsch. Die Herbstzeitlose blüht, wie könnte es anders sein, im Herbst beziehungsweise kurz davor. Das hängt davon ab, ob man den astronomischen oder den meteorologischen Zeitpunkt des Herbstbeginns als Grundlage annimmt. Meteorologisch hat der Herbst bereits am 1. September begonnen. Bis zum astronomischen Herbstanfang am 23. September ist es nicht mehr lange. Phänologisch, also nach dem Stand der Pflanzen ist, wenn die Herbstzeitlose blüht, Frühherbst. So sagt es zumindest die allwissende Suchmaschine Google. Aber, ganz egal wie weit der Herbst nun eingetreten oder fortgeschritten ist, die rosa Blüten der Herbstzeitlose sind mitunter die letzten bunten Farbtupfer des Jahres und die heißt es noch zu genießen. Apropos genießen, von der Herbstzeitlosen als Genussmittel sollten Sie Abstand nehmen, denn diese unscheinbare Pflanze hat reichlich Gift in sich. Fast 20 Alkaloide enthält diese kleine Blume. Angeblich gibt es immer wieder Verwechslungen mit Bärlauch, was etwas seltsam ist. Es müssen zeitlose Bärlauchsammler sein, denn dieser wächst ab März, da gibt es jedoch noch keine Herbstzeitlose. Sonst wäre es eine Frühlingszeitlose. Egal! Jedenfalls, die Pflanze ist stark giftig und auch für Menschen tödlich. Vergiftungen durch diese Pflanze äußern sich zuerst durch brennen im Mund, es folgen Schluckbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen, oft mit blutigem Durchfall. Erklären Sie besonders Kindern, dass man von der Herbstzeitlosen lieber die Finger lässt. Ansehen ja, anfassen nein! Das ist bei dieser Pflanze ratsam! Bevor der Winter kommt, zieht sich dieser giftige Geophyt dann wieder in seine Wurzel zurück um die ungünstige Jahreszeit darin zu überdauern. Im nächsten Herbst wächst dann wieder eine neue Pflanze aus dieser Wurzel, eine neue Zeitlose …
Autor: cam für fuenfseenland.de