Verlobung in Bad Ischl - Kaiser Franz Joseph will eine 15-jährige heiraten
Nachdem Franz Josephs Mutter, die Erzherzogin Sophie in Sachen Vermählung schon einige Absagen erhalten hatten (teils aus politischen Gründen und teils, weil Franz Joseph die zugedachten Mädchen nicht gefielen, freundete sie sich mit dem Gedanken an, eine Verbindung mit dem Haus Wittelsbach einzugehen. Dies war nun genau das, was auch Ludovikasich für ihre Tochter Helene Caroline Therese ausgedacht hatte, denn Franz Joseph war sicherlich die beste Partie, die man zu dieser Zeit machen konnte. Durch diese Vermählung hätte auch das Haus Wittelsbach stark an Ansehen und gesellschaftlicher Achtung gewonnen. Also „konspirierten“ die beiden Schwestern von nun an gemeinsam.
Nachdem Kaiser Franz Joseph auch noch Opfer eines Attentats geworden war, das er durch großes Glück nur leicht verletzt überlebte, war auch seine Mutter Sophie der Meinung, dass ihr Sohn nun baldmöglichst eine Frau finden und heiraten sollte. Also lud sie die Verwandtschaft vom Starnberger See nach Bad Ischl im Salzkammergut ein, wo die Kaiserliche Familie seit Jahren die Sommerfrische verbrachte. Als die Einladung in Possenhofen eintraf, bekam Ludovika sogleich eine Absage ihres Gatten Herzog Max in Bayern. Dieser konnte mit der kaiserlichen Verwandtschaft nur sehr wenig anfangen und war nicht bereit, „sich in Bad Ischl zu langweilen“. Um das Treffen in Bad Ischl für den damals 22 jährigen Franz Joseph nicht zu offensichtlich als abgekartetes Spiel der Schwestern Sophie und Ludovika aussehen zu lassen, packte Ludovika auch noch die eben erst 15 jährige Sisi mit ein und reiste gemeinsam mit ihren Kindern am 16. August des Jahres 1853 nach Bad Ischl. Die beiden Schwiegermütter in spe hatten Glück, denn Franz Joseph war nicht durch etwaige wichtige, politische Aufgaben in seiner Funktion als Kaiser von Österreich verhindert und war ebenfalls zur Sommerfrische in Bad Ischl angereist. Helene war zwar mittlerweilen zu einer bildhübschen Frau mit bester Erziehung und dem am Hof geforderten Benehmen herangewachsen aber als sie in Bad Ischl Kaiser Franz Joseph vorgestellt wurde, wollte das Eis zwischen allen Beteiligten erst nicht so richtig schmelzen. Eigentlich hätte man sich mit dem Kaiser in dieser privaten Runde ganz ungezwungen unterhalten können aber es wollte nicht so recht klappen. Also tat auch Erzherzog Franz Karl, der Vater von Franz Joseph, der sich ansonsten eher im Hintergrund hiel sein Bestes und versuchte das Eis zwischen den Kindern zu brechen.
Irgendwann ließ die Anspannung dann doch nach und man unterhielt sich angeregt und freundschaftlich. Ob die Geschichte war ist, dass die junge Elisabeth barfuß, mit zerzausten Haaren und einen Strauß Wiesenblumen in der Hand in die „kaiserliche Konversation“ stürmte – man weiß es nicht. Jedenfalls schien Franz Joseph sofort „ein Auge auf Sisi geworfen zu haben“ als er sie in Bad Ischl sah. Angeblich entgegnete Erzherzogin Sophie ihrem Mann Franz Karl, der dies wohl wahrgenommen hatte, „Was will der Franz mit diesem Fratz?“. Doch Franz wollte genau diesen „Fratz“. Er hatte sich Hals über Kopf in den bezaubernden Wildfang Elisabeth verliebt und alle weiteren Versuche der Erzherzogin, den Kaiser doch noch umzustimmen, schlugen fehl.
Verlobung in Bad Ischl - Die Verlobung mit dem „Fratz“
Am 18. August feierte Kaiser Franz Joseph seinen 23. Geburtstag und nachdem er an diesem Tag besonders gut gelaunt war unterließ seine Mutter Sophie aus Höflichkeit und Nachsicht den letzten Versuch ihn zu einer Hochzeit mit Helene umzustimmen. Schon am 19. August, als die Kaiserliche Familie mitsamt ihrem Besuch morgens zur Kirche ging verlangte Kaiser Franz Joseph für sich und seine zukünftige Braut den Segen, den er vom Pfarrer auch bereitwillig erhielt. Die Verlobung war unter Dach und Fach. Ludovika hatte ihr Ziel erreicht, Erzherzogin Sophie war verwirrt und konnte sich mit dem Possenhofener „Fratz“ als Schwiegertochter noch nicht so ganz abfinden aber was sollte sie machen.
Helene als verschmähte Braut schmoll und Sisi war von der ganzen Situation vollständig überfordert und die meiste Zeit nur am weinen. Die Nachricht von der Verlobung verbreitete sich in Windeseile. In Bayern jubelte man, jedoch in Wien waren die Menschen geteilter Meinung. Seit der harten Niederschlagung der Revolution, die großteils auf das Konto von Erzherzogin Sophie ging, die wie Elisabeth dem Hause Wittelsbach entstammte, war das Volk wenig angetan von dieser Familie aus Bayern. Aber die Dinge waren in die Wege geleitet, Franz und Sisi verlobt und bald verabschiedete man sich in Bad Ischl und kehrte nach Possenhofen zurück.